Wednesday, March 22, 2006

Taktlos im März, Kiel, Hansastraße

Im Taktlos habe ich einen guten Teil meines Studiums zugebracht. Dort konnte man tagsüber immer schon gut sitzen, an seinem großen Milchkaffee nippen, lange bevor dieser als Lattenkaffee hip wurde, und eine Runde Backgammon spielen - oder auch zwei. Auch spät abends war man gern gesehener Gast, irgendwann mal bekam ich da ein Becks und einen Wiskey vor die Nase gestellt, ohne dass ich etwas sagen musste. Die Einrichtung wechselte mal von 80er auf 70er, und das Klo die Farbe. War mir egal. Auch nach durchtanzter Nacht, wenn man nicht nach Hause wollte, war das Taktlos ein guter Zufluchtsort, es war meist schon offen. Bin ich nun also so vorgeprägt, dass das Taktlos sich alles erlauben kann, und ich finde es kritiklos gut, oder sind meine Erwartungen höher als bei anderen Kneipen, da ich hier jederzeit das alte Wohlgefühl erwarte?

Jedenfalls war ich nach langer Taktlosabstinenz am Sonntag dort Frühstücken für € 8,50 inklusive eines Heißgetränks. Das Publikum war nicht mehr rein studentisch, Zeitungen lagen aus, und ein paar neue Elemente aus den 70ern kannte ich noch nicht. Ich war mit dem Frühstück irgendwie nicht zufrieden. Das Rührei troff von der Gabel, das Waffeleisen funktionierte nicht, die Caprese war durchmatscht, die gefüllten Pepperoni in Aldi-Qualität, und Fisch kam erst auf den Tresen, als ich gehen wollte. Neben zwei Müslisorten gab es nur noch Brötchen, Croissants, Marmelade, Wurst und Käse, wenn auch verschiedene Schafskäsesorten. Immerhin konnte die freundliche, ein wenig überdrehte Bedienung mir sagen, welches davon Rohmilchkäse war - ein Pluspunkt für Information. Aber ich erwarte wenigstens noch O-Saft.

Da gefiel mir das Hemmingway am Sonntag davor doch besser. Aber mein Taktlos wird trotzdem immer mein Taktlos bleiben.

1 Comments:

Blogger daniela said...

Habe diesen Blog in Linkliste meines neuen Blogs übernommen - eben für Genießer!

5:26 AM  

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